Antalek - Circus Grand / Olympia / Stern


Eintrag in der Datenbank "Circus und artverwandte Künste - Circus and Allied Arts":

Deszö Antalek war mit Helene (Ilona) Antalek verheiratet. 

 

1956 reiste Deszö noch als Circus Varieté Budapest. 

 

1959: Cirkus Olympia spielte am 4. Juli 1959 am Sportplatz der österreichischen Stadt Retz im Weinviertel, „in einem regensicher aufgebauten, vollständig gedeckten Zelt, 1000 Personen fassend, (...).“ Man warb, Artisten-Nummern, Jazz, Rock´n Roll, Revue und mehrere Tiernummern. (Qu.: Plakat, Slg. **). 

 

1961: Otto Christl sah den Circus Olympia in diesem Jahr. Man zeigte als Schlußnummer einen Bärenringkampf. (Qu.: Organ xvi (12) 1961, S. 35). 

 

 

1962 trennte sich Deszö von seiner Frau, die weiter als Circus Olympia firmierte. Er reiste fortan als Circus Grand. Otto Christl erklärte dies so: „In Niederösterreich reisen derzeit zwei Circusunternehmungen, die beide ihren Ursprung in dem „Ungarischen Großstadt-Hundetheater und Varieté“ Deszö Antalek haben: Circus Olympia und Circus Grand. Die Antaleks besaßen in Ungarn ein stattliches Circusunternehmen. Im Zuge der Verstaatlichung des privaten Unternehmertums wurde der Circus, sein Material, der Tierbestand und zuletzt auch seine Attraktion, der Elefant Aida, beschlagnahmt. Der Familie verblieb nur der Wohnwagen. Da sie aber in Somogysardan, Komitat Somogy, ein Haus und 25 Joch Grund besaß, wollte sie nun ihren Lebensunterhalt von der Bewirtschaftung dieses Besitzes fristen, doch auch er erwies sich als beschlagnahmt. Die Familie erhielt statt der erbetenen Genehmigung, ihren Beruf im Ausland auszuüben, die Bewilligung in einigen Bezirken nahe der österreichischen Grenze mit ihrer Hunderevue in einem Zelt von 18 Meter Durchmesser Vorstellungen zu geben. Das Geschäft ging relativ gut, dann aber brach der Volksaufstand 1956 aus und die Bewilligung wurde wieder eingezogen. Nach Szombathely abgeschoben, konnten die Antaleks mit ihrer Hilfe der dort stationierten, russischen Streitkräfte mit ihrer verbliebenen Habe nach Österreich flüchten, wo sie die Pferde verkauften, dafür eine Zugmaschine erstanden und die Genehmigung erhielten, zunächst unter dem Namen „Circus-Varieté Budapest“ mit 8 Pferden, 20 Hunden und 5 Bären Vorstellungen zu geben. Von örtlichen Organisationen unterstützt, konnte Deszö Antalek so wieder seinen Circus starten. Im Sommer 1957 drohte ein tragischer Vorfall die Existenz des Circus zu vernichten. Ein Bursche, der von Direktor Antalek verdächtigt wurde, sich seinem sechsjährigen Söhnchen Zsoltan unsittlich genähert zu haben, griff Antalek an, dessen Gattin und Schwägerin mengten sich in die entstandene Balgerei und der Bursche bekam mit einer Holzlatte einen Schlag auf den Kopf, der zu seinem Tode führte. Antalek und die beiden Frauen wurden verhaftet und die kleine Truppe stand mit ihren Tieren mittellos da. Wieder schalteten sich hilfreiche Kräfte ein und steuerten Nahrung für Tiere und Menschen bei, bis Antalek, der vom Gericht nur der Notwehrüberschreitung schuldig befunden und zu einer bedingten Freiheitsstrafe verurteilt wurde, wieder auf freiem Fuß war und die unterbrochene Tournée wiederaufnehmen konnte. Er nahm nun den Firmennamen „Circus Olympia“ an und bereiste die Bunderländer Österreichs. In seinem kleinen, aber überaus schmucken und gut ausgestatteten Zweimastenchapiteau präsentierte er ein beachtliches, buntes Programm, dessen Höhepunkte die durch ihre Gastspiele in vielen großen Varietés und Circussen Europas und durch die Television international bekannt gewordenen 2 Antaleks (der Sohn des Direktors und seine Gattin), mit zwei Nummern bildeten, einer hervorragenden und originellen Equilibristiknummer und der großen, musikalisch-akrobatischen Sensationsschau, die mit einem virtuosen Duett auf dem Marimbaphon endete. Beachtenswert waren auch zwei ausgezeichnete Hundedressurakte, die unter anderem eine Hochzeitsauffahrt mit anschließendem Tanzfest und ein römisches Wagenrennen beinhalteten, eine Affendressur und Bärendressuren, die mit dem völlig sportgerechten Ringkampf eines großen Braunbären mit einer Person aus dem Publikum endeten. Über einen Vorfall, der sich gelegentlich einer dieser Ringkämpfe zutrug, berichtete das „Organ“ in seiner Folge vom 15. Dezember 1961. Das Programm enthielt aber auch noch eine Anzahl anderer artistischer Darbietungen, eine Zauberschau und eine gut erdachte Clownposse. Zu Beginn der Saison 1962 hatte sich Deszö Antaleks Gattin Helene von ihm getrennt und zusammen mit dem bisherigen Regisseur des Unternehmens, Tommy Dors, einem Jongleur und Zauberkünstler, und dazu engagierten Kräften den Circus Olympia weitergeführt. Deszö Antalek seinerseits nannte den ihm verbliebenen Anteil an dem Geschäft nun „Circus Grand“ und bereist mit seinem neuen, auffallend schönen Chapiteau, einem Wagenpark von zehn Wohn-, Pack- und Menageriewagen, einem Lastwagen und einer Zugmaschine und mit zwei Braunbären, etwa zwölf verschiedenen Affen, Hunden und einer Anzahl verschiedener Schautiere die weitere Umgebung Wiens. Von den vier gegenwärtig in Österreich reisenden Circussen ist also nur mehr Circus Belli, Direktion Johann Streicher, als das einzige österreichische Unternehmen verblieben. Aus Deutschland gastiert Circus Friederike Hagenbeck, und die beiden Kleinstunternehmen Olympia und Grand werden beide von Mitgliedern der ungarischen Flüchtlingsfamilie Antalek betrieben. Neun Jahre vorher, 1953, reisten hier noch 13 heimische und ein ausländischer Circus! (Qu.: Otto Christl, Aus meiner Korrespondenzmappe, in: Organ xvii (8) 1962, S. 23).